Reisetipp: Die schönsten Bibliotheken der Welt
Aus vielen Filmen bekannt: die New York Public Library
Ein Highlight nicht nur für Literaturbegeisterte ist die New York Public Library. Ihr Hauptgebäude, das sich im Zentrum Manhattans direkt beim Bryant Park an der Ecke Fifth Avenue/42nd Street befindet, zieht neben Büchernarren, Leseratten und Wissenschaftlern auch unzählige Besucher an, welche einfach die fantastische Baukunst im Beaux-Arts-Stil bewundern möchten. Insbesondere der Rose Main Reading Room, stolze 90 Meter lang, fast 24 Meter breit und nahezu 16 Meter hoch, gesäumt von Regalen mit unzähligen Büchern und ausgestattet mit prunkvollen Kronleuchtern, lohnt allein schon aufgrund der beeindruckenden Architektur einen Besuch. Darüber hinaus stellen die Lesesäle eine willkommene Oase der Ruhe inmitten New Yorks manchmal doch recht hektischer Betriebsamkeit dar – wenn Sie über die Freitreppe den ehrwürdigen Eingangsbereich betreten, bleibt der Autolärm draußen.
Entstanden ist die New York Public Library als Zusammenlegung anderer Bibliotheksbestände und Nachlässe, finanziert wurde das Projekt sowohl von der Stadtverwaltung als auch von privaten Unterstützern. Heute verfügt die NYPL über 55 Millionen Medien und ist damit eine der größten Bibliotheken der Welt. Zu den kostbarsten Besitztümern zählen eine Ausgabe von Isaac Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica und eine Gutenberg-Bibel. Neben dem Hauptsitz unterhält die NYPL über 80 Zweigstellen in verschiedenen Stadtteilen von New York. Übrigens: Wenn Ihnen die Räumlichkeiten oder die Fassade des Hauptgebäudes bekannt vorkommen, liegen Sie ganz richtig – die Bibliothek fungierte als Kulisse für diverse berühmte Filme, darunter Spider-Man, Ghostbusters und Frühstück bei Tiffany.
Die George Peabody Library – die „Kathedrale der Bücher“
Ebenso wie die New York Public Library erfreut sich die George Peabody Library in Baltimore großer Beliebtheit bei Heiratswilligen – auch hier können Räumlichkeiten für eine Hochzeitszeremonie gemietet werden. Und in der Tat kann das Gebäude mit seinen hohen Decken, dem Fußboden aus edlem Marmor in Schwarz und Weiß sowie den kunstvoll verzierten Balkons und Balustraden, hinter welchen sich, Etage um Etage, die Bücher in ihren Regalen türmen, es durchaus mit dem Prunk einer Kirche aufnehmen: Ihren Beinamen „Kathedrale der Bücher“ hat sich die Bibliothek redlich verdient. Erbauen ließ die George Peabody Library der Namengeber George Peabody, einer der bekanntesten Geschäftsmänner und Philanthropen des 19. Jahrhunderts, dem tatsächlich die viel zitierte Karriere „vom Tellerwäscher zum Millionär“ gelang. Seinen Reichtum investierte er zu großen Teilen in gemeinnützige und wohltätige Projekte – und finanzierte damit unter anderem die Einrichtung des Peabody Instituts, eines Musikkonservatoriums, und der gleichnamigen Bibliothek.
Heute gehört die 1878 im Stil des Neoklassizismus erbaute Peabody Library zum Campus der renommierten John Hopkins University und beherbergt rund 300.000 Bücher, insbesondere zur britischen und amerikanischen Literatur, Geschichte und Kunst. Genutzt wird sie nicht nur von Akademikern, sondern sie steht jedem Interessenten offen – ganz im Sinne des Stifters, der der Allgemeinheit damit einen Zugang zu Wissen und Kunst eröffnen wollte. Außer für Hochzeitsfeiern kann die Bibliothek auch für andere Veranstaltungen gemietet werden.
Kühne Architektur, viel Komfort: die Seattle Central Library
Bereits der erste Anblick ist spektakulär: Erbaut aus glänzendem Stahl und funkelndem Glas, haben Anwohner und Besucher dem elfstöckigen Gebäude der Seattle Central Library zu Recht den Beinamen „Diamond“ verliehen. Dabei scheint seine Architektur im Stil des Dekonstruktivismus von den Gesetzen der Statik nahezu unbeeindruckt zu sein – überhängende Fronten und schiefe Linien kreieren ein futuristisches Gesamtbild. Verantwortlich für den kühnen Entwurf, der sowohl Lob als auch Kritik erntete, zeichnen die bekannten Architekten Rem Koolhaas und Joshua Prince-Ramus. Das Bibliotheksgebäude wurde 2004 fertig gestellt; am gleichen Ort standen auch die früheren Gebäude der Stadtbibliothek von Seattle.
Genauso außergewöhnlich wie die Außenansicht sind die Innenräume: Nicht nur beherbergen sie hunderttausende Bücher und andere Medien, sie warten auch mit überraschenden architektonischen Einfällen wie spiralartig ansteigenden Wegen anstelle von Treppen und starken Farben auf – so ist der Raum namens „Red Hall“ komplett in einem tiefen Rot gehalten. Exponate zeitgenössischer Kunst schmücken die durchdacht designten Räumlichkeiten.
Eine hohe Priorität haben sowohl die Auftraggeber als auch die Architekten der Seattle Central Library ihrer Benutzerfreundlichkeit eingeräumt. Die großzügigen Leseräume und umfangreichen Magazine wie auch die Nutzung von Computern, Café und vielem mehr stehen allen Besuchern offen. Neben wissenschaftlicher Literatur verfügt die Bibliothek über eine reichhaltige Auswahl an Unterhaltungsliteratur für alle Altersklassen. Besonders einladend wirkt der mit komfortablen Sitzmöglichkeiten für 400 Personen ausgestattete Lesesaal im 10. Stock, der mit riesigen Glasfenstern zudem einen fantastischen Ausblick auf die Downtown von Seattle bietet.
Das Real Gabinete Português de Leitura in Rio de Janeiro
Wahrhaft königliches Lesevergnügen erwartet Liebhaber der portugiesischen Literatur im Real Gabinete Português de Leitura in Rio de Janeiro (Brasilien). Die Bibliothek beherbergt mit über 400.000 Bänden die umfassendste Sammlung portugiesischsprachiger Bücher außerhalb Portugals und wird regelmäßig als eine der schönsten Bibliotheken nicht nur Lateinamerikas, sondern weltweit genannt. Gegründet wurde sie 1837 durch 43 portugiesische Immigranten, die im Kaiserreich Brasilien der Literatur und Kultur des Mutterlands zu größerer Bekanntheit verhelfen wollten.
Das Gebäude, in dem das Royal Portuguese Cabinet of Reading untergebracht ist, wurde allerdings erst in den Jahren 1880 bis 1887 nach Plänen des Architekten Rafael da Silva e Castro errichtet, wobei der damalige Kaiser Pedro II. den Grundstein legte. Sowohl die Fassade als auch die Innenarchitektur des prächtigen Baus sind im neugotischen Stil gestaltet; einzelne Teile wurden in Portugal gefertigt und per Schiff nach Rio verfrachtet. Außen begrüßen den Besucher die Statuen berühmter Persönlichkeiten der portugiesischen Geschichte und Literatur, innen beeindruckt die überaus detailverliebte und edle Ausstattung mit Regalen aus geschnitzten kostbaren Hölzern, auf welchen die wertvollen Bücher lagern. Den großen Lesesaal beherrschen neben den zahllosen aufgereihten Bänden ein riesiger Kronleuchter und ein kunstvoll konstruiertes Oberlicht mit farbigem Glas – allein dieser Anblick lohnt einen Besuch im Real Gabinete Português de Leitura, und zwar nicht nur für Bibliophile!
Die Biblioteca Vasconcelos in Mexiko-Stadt: Paradebeispiel moderner Architektur
Sie lieben moderne Architektur und planen eine Reise nach Mexiko? Dann sollten Sie sich die Biblioteca Vasconcelos in Mexico City auf gar keinen Fall entgehen lassen. Fertig gestellt 2006 und im Folgejahr noch einmal deutlich erweitert, bietet der von großen Glasflächen, Beton und Stahl geprägte Gebäudekomplex einen spektakulären Anblick und wirkt je nach Perspektive wie einem Science-Fiction-Film entsprungen. Er besteht aus drei mehrgeschossigen Einzelgebäuden, in denen sich Neulinge schon einmal verirren können – die angebotenen Führungen sind allen, welche die Bibliothek zum Arbeiten nutzen wollen, sehr zu empfehlen. Aufgrund der großzügigen Dimensionen wirkt sie trotz der Anzahl der Bücher – derzeit rund 575.000 – keinesfalls überladen.
Zudem sind die Bände größtenteils in Hängeregalen untergebracht, deren ungewöhnliche, geradezu schwebende Struktur den Räumlichkeiten ihre besondere Atmosphäre verleiht. Ein weiteres optisches Highlight ist das von der Decke herabhängende gigantische Skelett eines Wals. Außerdem bietet die Bibliothek Hunderte von Computerarbeitsplätzen, einen Musiksaal und Multimediaräume sowie spezielle Büchereien, zum Beispiel eine Kinderbibliothek und einen Lesesaal mit Büchern in Brailleschrift für Sehbehinderte und Blinde. Einheimische wie Reisende schätzen die Biblioteca Vasconcelos als Ort der Begegnung und Kommunikation, des Lesens und Lernens. Möchten Sie sich anschließend ein wenig die Beine vertreten, lädt der umgebende Botanische Garten mit seiner vielfältigen Vegetation zum Spazieren und Erkunden ein.
Ein Meer aus Büchern – die Tianjin Binhai Bibliothek in China
Noch futuristischer präsentiert sich die chinesische Tianjin Binhai Library in der rund 100 Kilometer von Peking entfernten Stadt Tianjin. Das Gebäude umfasst fünf Stockwerke und gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Küstenstadt. Von außen wirkt es wie ein kompakter Kasten aus Glas und Beton. Wie beeindruckend die architektonische Gestaltung tatsächlich ist, erschließt sich jedoch erst, wenn der Besucher die innen komplett in Weiß gehaltene Bibliothek betritt. Im großen Atrium scheinen die wellenförmig verlaufenden Bücherregale direkt aus der Wand zu wachsen – erreichbar sind sie über eine Vielzahl von Treppen, auf denen sich die Nutzer nicht nur zum Lesen und Studieren, sondern auch zum Plaudern und Fotografieren niederlassen können. Die architektonische Ähnlichkeit zu den Wellen eines Meeres ist übrigens beabsichtigt. Dominiert wird der Raum von einer großen Kuppelkonstruktion in Form eines Auges, in deren Inneren sich ein Auditorium befindet.
Obwohl das Bibliotheksgebäude erst im Oktober 2017 eröffnet wurde, ist es Teil einer altehrwürdigen Institution: Die Tianjin Binhai Library ist eine der ältesten öffentlichen Leihbüchereien Chinas. Wie es um die Buchbestände steht, ist derzeit allerdings noch unklar – laut offiziellen Angaben sollen sie über eine Million Bände umfassen, jedoch sind viele der terrassierten Regale zurzeit lediglich mit Platzhalter-Bildern versehen. Ein großer Teil der Bücher steht in externen Leseräumen zur Verfügung.
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